Der Roman "Die letzten Erdentage"

Der Roman "Die letzten Erdentage"

Martin Schemm: Die letzten Erdentage. Historischer Roman aus der Zeit Kaiser Ottos III. Ost-Nordost Verlag. Magdeburg 2016. Paperback, ca. 300 Seiten [ISBN: 9783938247235; Preis: 14,80 Euro] - LEIDER VERGRIFFEN -

Ein heiliges Gewand wird geraubt, Morde geschehen und gesichtslose Reiter gehen um. Sie verbreiten Angst vor der Apokalypse ...
Walbeck im Jahre des Herrn 997. Im Nordosten des Reichs Kaiser Ottos III. zwischen Aller und Harz, zwischen Elm und Elbe geschieht Unheimliches: eine Reliquie wird gestohlen, Geister feiern eine Messe, ein rätselhafter Prophet und seine Anhänger mahnen im Verborgenen vor der nahenden Apokalypse und Menschen werden ermordet. Als Furcht und Schrecken um sich greifen, werden der junge Graf Friedrich von Walbeck und der Mönch Thangmar beauftragt, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Bei ihrer Suche geraten die beiden mehr und mehr in Gefahr und müssen sogar bis ins ferne Rom ziehen. Während zudem das Reich von Slawen bedroht ist und der Graf mit der Liebe hadert, entwickelt sich die Mörderjagd zum Wettlauf gegen die Zeit, denn das unheilvolle Treiben nimmt kein Ende ...

"Die letzten Erdentage" erzählt nicht nur eine spannende Geschichte, sondern zeichnet auch ein lebendiges, authentisches Bild der Epoche Kaiser Ottos III. Die fiktive Handlung basiert auf den Ängsten vor der Apokalypse, die in der Zeit des mittelalterlichen Milleniums durchaus verbreitet waren. So schrieb im Jahr 995 der Abt und Gelehrte Abbo von Fleury in seinem Werk 'Apologeticus':

"Über das Ende der Welt habe ich als junger Mann in einer Kirche in Paris eine Predigt vor der Gemeinde gehört, wonach der Antichrist erscheinen wird, sobald die Anzahl von tausend Jahren vollendet ist; und nicht lange danach soll das Jüngste Gericht folgen."

Stimmen zum Buch

ARDEIJA - Streifzüge durch die Welt der Bücher
(Rezension von Maike Claußnitzer,
Juni 2025)

"Wie es für die historischen Romane von Martin Schemm typisch ist, kombinieren auch Die letzten Erdentage gut recherchierte und packend in die Handlung eingeflochtene reale Ereignisse mit fiktiven Geschehnissen. Letztere enthalten allerdings in diesem Fall keine Fantasyelemente (was man in einigen Momenten fast bedauert – die eindringlich geschilderte Geistermesse etwa wäre sicher auch grandios geworden, wenn sie sich als echt entpuppt hätte), sondern lassen eine Bande religiöser Fanatiker mit ungeahnten Verbindungen bis in die höchsten Kreise ihr Unwesen zur Zeit Ottos III. treiben, dessen Romzug zur Absetzung des Gegenpapstes Johannes‘ XVI. eine entscheidende Rolle spielt. Ist das grausige Schicksal des glücklosen Pontifex erschütternd, gibt es durchaus auch eher amüsante Aspekte beim Einsatz des historischen Materials, etwa bei der Schilderung der Umtriebe des undurchsichtigen Erzbischofs Giselher von Magdeburg, den trotz seines beträchtlichen Alters weder ein Slawenangriff noch ein Schlaganfall dauerhaft aufhalten kann. Was die Bösewichter angeht, mag ihr Treiben an sich zwar nur für den Roman erdacht sein, nutzt aber die tatsächlich überlieferte Glaubensvorstellung aus, die Propheten Elias und Henoch seien lebendig in den Himmel entrückt worden und würden in der Endzeit auf die Erde zurückkehren, um zu predigen.

Diese Mischung aus Realität und Fiktion setzt sich auf der Figurenebene fort, denn während der fromme, aber kulinarischen Genüssen durchaus nicht abgeneigte Thangmar erfunden ist, handelt es sich bei Friedrich um eine historische Gestalt, wenn auch mit Thietmar von Merseburg heutzutage ein anderes Mitglied der Familie der Walbecker Grafen einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad genießt. Was man über sein Leben weiß, ist klug mit den ausgedachten Ereignissen verknüpft, bei denen man in manchem Fall dem historischen Friedrich wünscht, er möge sie nicht unbekannterweise so oder so ähnlich gehabt haben. Denn die Schurken gehen selbst für die Verhältnisse einer oft brutalen Zeit nicht gerade zimperlich zu Werke, wenn sie handfest in die Tat umsetzen, was sie für Gottes Willen halten. So kommt es früh zu einigen bizarren Leichenfunden und im weiteren Verlauf, in dem sich das Tempo und die Gefahr für die Protagonisten noch einmal steigern, auch zu einer nicht gerade pfleglichen Behandlung der Helden selbst.

Es darf also immer wieder kräftig mitgefiebert und mitgebangt werden, aber besonders wirkt der Roman durch seine sehr schönen und atmosphärischen Umgebungsbeschreibungen, die nicht nur die Natur- und Kulturlandschaften im Harzvorland, sondern auch eine winterliche Alpenüberquerung und das mittelalterliche Rom mit seinen teilweise weitergenutzten Ruinen (in denen hier selbstverständlich nichts Gutes lauert) greifbar heraufbeschwören. Sich durch diese Schilderungen in die fremde, aber in manchen allgemeinmenschlichen Zügen dann doch wieder vertraute Welt des späten 10. Jahrhunderts versetzen zu lassen, macht viel Vergnügen. Es lohnt sich also durchaus, sich auf die Suche nach dem leider nur noch antiquarisch erhältlichen Buch zu machen, um eine spannende Zeitreise zu unternehmen."

DATEs - Das Magdeburger Stadtmagazin (Dezember 2016)

"Mit seinen vor allem im Mittelalter angesiedelten Romanstoffen ist Historiker und Autor Martin Schemm schon seit vielen Jahren erfolgreich, 2007 gewann er gar den Deutschen Phantastik Preis. Sein Ende Oktober erscheinendes neues Buch erzählt nicht nur eine spannende Kriminalgeschichte, sondern zeichnet auch ein lebendiges, authentisches Bild der Epoche Kaiser Ottos III. im heutigen Sachsen-Anhalt."